Was sind für Sie schwierige Gespräche?
Je nach Persönlichkeit werden auf diese Frage sehr verschiedene Situationen und Beispiele beschrieben und meist gibt es gute Gründe, für einen schwierigen Gesprächsverlauf.
Oft geht es um verbale Übergriffe, Unsicherheiten, Verletzungen, Bagatellisierungen, Missverständnisse und Sorgen, die nicht gehört werden. Sehr häufig höre ich dann die Beschwerde, dass die andere Seite die Realität einfach nicht wahrhaben will.
Ich frage dann, welche Realität? Wer die „Realität“ definiert und bestimmt?
Wunderbar hilfreich ist hier die Selbstreflexion: Wer bin ich dabei? Was hat das mit mir zu tun? Was ist meine Sicht? Welches sind meine eigenen Anteile? Was hat das für mich zu bedeuten? Wie sehe ich die anderen? Was muss ich tun, dass es mir gut geht, und ich in der Lage bin zu agieren?
Manchmal frage ich: Wie könnten Sie es schaffen, dass es noch schlimmer wird? Also dass das Gespräch so richtig unbefriedigend verläuft?
Ideen werden gesammelt und meist fallen so genannte Gesprächsblocker ein. Dazu gehören voreilige Ratschläge, Bagatellisierungen, Abwertungen, Ablenkungsversuche, Vorwürfe und Schuldzuweisungen, Moralpredigten oder auch Mitleid.
Im Vorfeld eines schwierigen Gespräches können Sie darüber nachdenken, wie Sie auf eine unvorhergesehene Situation reagieren wollen. Ob und wann Sie möglicherweise aussteigen möchten? Wie Sie das machen und was Sie sagen würden?
Falls Sie sehr unsicher sind, wäre eine Möglichkeit, zunächst keine Diskussion zuzulassen. Laden Sie den Gesprächspartner ein, auch erst einmal zu hören und alles sacken zu lassen. Wenn vielleicht gar nichts mehr geht, haben Sie das Recht, sich Zeit zu nehmen, über mögliche Argumente nachzudenken. Später können Sie wieder ins Gespräch gehen.
Anhand des folgenden Leitfadens können Sie erarbeiten, was Sie in dieser Situation für sich selbst tun können. Erst danach, was Sie anderen anbieten.
Leitfaden für schwierige Gespräche
1. Konkrete Situation - Beschreibung des Beispiels im Detail.
2. Bedürfnisse - Was möchte/wünscht sich/braucht mein Gegenüber?
3. Eigene Gefühle - Was berührt/ärgert/verletzt mich?
4. Grenzen - Wie kann ich mich schützen/abgrenzen/meine Selbstachtung vertiefen?
5. Angebote - Welchen Nutzen/welche Leistungen/welche Chancen kann ich in ehrlicher Wertschätzung anbieten?
6. Konkrete Lösungsbilder - Freie, kreative Sammlung eigener Ideen erfolgreichen Handelns. Danach bewerten und eine Auswahl vornehmen.
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ZwEinigung
Manchmal gibt es Situationen, in denen man keine Einigung erzielen kann. Schnell werden dann manipulative, unfaire Strategien angewendet, gezankt oder vielleicht sogar emotional erpresst. Ein unterstützender Schritt für eine offene, tolerante und auch anerkennende Haltung in Gesprächssituationen ist das „Zweinigen“ (nach Vera Birkenbihl)
Man einigt sich darauf, anderer Meinung zu sein.
„Wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind.“
Hierfür ist es hilfreich, mit einem hohen Maß an innerer Gelassenheit auf Situationen zu schauen. Es gibt eigentlich immer mehrere Möglichkeiten. Andere Denkweisen als gleichwertig zu akzeptieren, wirkt Wunder. Diese Haltung kann man auch an allen möglichen Inhalten üben.
- Überlegen Sie, was ist Ihre Meinung, was denken Sie über das Thema?
- Seien Sie neugierig: Wie nehmen andere die Situation wahr, was denken Sie darüber?
- Üben Sie mit vielen verschiedenen Menschen, ob aus Familie, beruflichen Kontexten, Freizeit o.ä.
- Wo sind Sie mit den anderen einig und wo sind Sie zweinig?
Viel Spaß beim Üben!