Gedanken kramen

Erinnerung

Als Berufsanfängerin in der Kita sprühte ich vor Einfällen und versuchte mich in alle Themen der Arbeit einzubringen. So geschah es, dass vor allem wir jüngeren Kolleginnen im Garten über Veränderungen im Pausenraum nachdachten. Früher wurde noch viel geraucht und wir fanden es sinnvoll, den Raum zu teilen. Wir tüftelten aus wie die Möbel zweckmäßig und dennoch gemütlich gestellt werden könnten. Alle sollten eine erholsame Pause genießen. Dann kam der Zeitpunkt unsere Vorstellungen in der Teamsitzung und vor unserer Leitung zu präsentieren. Ich durfte zuerst erzählen. Nur dabei blieb es auch. Meine Mitstreiterinnen schwiegen und guckten in die Luft, als hätten sie nichts damit zu tun. Ich war sehr irritiert, habe unsere Ideen allein vertreten und sogar durchgesetzt. Was bei mir blieb, war Enttäuschung und Unbehagen sich nicht aufeinander verlassen zu können. Das Vertrauen war geschmälert.

Erfahrungen

Ein Kleinteam einer großen Kitaeinrichtung kam zu mir in die Supervision. Ihr Thema war Vertrauensverlust und ihre Hoffnung, sich zu entlasten, auszutauschen und Ideen für ihre Problematik zu entwickeln. Sie hätten eine schwierige Gruppenkonstellation mit mehreren Integrationskindern wobei ein Kind besonders herausfordernd sei. Seit mehr als zwei Jahren versuchten sie dieses Kind in die Gruppe zu integrieren. Mal mehr und mal weniger erfolgreich. Es sei sehr bedürftig, verhielt sich zumeist übergriffig und respektlos. Im Grunde müsse eine Erzieherin immer am Kind sein, auch um andere Kinder zu schützen. Inzwischen sei es mit den Eltern ebenso problematisch geworden. Äußern die Erzieherinnen Schwierigkeiten, würden sie als unfähig beschimpft und stehengelassen. Das empfänden sie als Angriff auf ihre berufliche Ehre. Das beiderseitige Vertrauen in die Zusammenarbeit war verloren. Vor kurzem gab es nun auf Wunsch der Eltern einen Gruppenwechsel. Eine starke Kränkung.

Wir analysierten dieses vielschichtige Problem. Zunächst beschrieben sie ausgewählte Situationen mit dem Kind und den Eltern. Was passierte ganz sachlich? Was dachten sie? Was taten sie? Und was wurde emotional ausgelöst?

Ungute Gefühle können blockieren, deshalb schauten wir hier genau hin. Die Gesamtsituation wurde als Überforderung wahrgenommen. Gefühle wie Unzulänglichkeit, Hilflosigkeit, Scham, Zweifel, Sorge und ein schlechtes Gewissen den anderen Kindern gegenüber, aber auch Ärger überwogen. Sie fragten sich: Was ist normal? Sind wir unfähig? Haben wir übertrieben? In der Supervision gab es viel Raum, um über diese Fragen zu reflektieren.

Ein wichtiges Ziel war, wieder Vertrauen in die eigene Arbeit zu bekommen. Ihre Arbeitshaltung schätzten die Erzieherinnen als aufmerksam, liebevoll, bedürfnis- und ressourcenorientiert ein. Das wollten sie beibehalten.

Besonders spannend war für sie, über die eigenen Bedürfnisse nachzudenken und vor allem, wo und in welchem Maß diese befriedigt werden können. Starke Bedürfnisse nach Wertschätzung oder Harmonie sollten nicht nur auf der Arbeit erfüllt werden. Hier ist es gut noch andere Orte, Menschen, Möglichkeiten für sich zu finden, um nicht abhängig zu sein und professionell agieren zu können. Ein AHA Effekt.

Wir erforschten was in der Arbeit gut funktioniert. Folgende Punkte sammelte das Kleinteam, wie Sie sich unterstützen und einen positiven Blick entwickeln können.

  • Was haben wir alles geschafft in der langen Zeit? Wie entwickeln sich die Kinder?
  • Wir geben uns gegenseitig Feedback und sprechen kleine Fortschritte laut aus. Das gibt uns Energie.
  • Wir beobachten uns selbst, was wir alles im Alltag tun. Kleinigkeiten, die gern übersehen werden, zeigen oft eine große Wirkung. Dafür entwickeln wir eine Bewusstheit.
  • Mut zur Lücke! Es ist nicht immer alles schaffbar.
  • Wir gestalten unserer Arbeit für die Eltern noch transparenter.
  • Wir entlasten uns gegenseitig, durch direkte Kommunikation oder geben uns Zeichen.

Wenn Vertrauen verletzt wurde und an dieser Stelle nicht zu kitten ist, kann es sinnvoll sein, durch die Reflexion des eigenen Handelns das Selbstvertrauen wieder zu finden und zu stärken.

Da die Dynamik des Falls alle Beteiligten überrannte und hektisch agiert wurde, war es wichtig Ruhe in die Situation zu bekommen. So konnte eine Klärung auf verschiedene Ebenen stattfinden. Das Kleinteam entwickelte einen Plan, mit wem sie wann, wie und mit welchen Inhalten in diese Klärung gehen wollten. Es war nun im Nachgang ein Anliegen, die Übergabe des Kindes an die Kolleginnen der anderen Gruppe ganz offiziell und professionell zu organisieren. Außerdem gab es klärende und entlastende Gespräche mit der Leitung und dem Träger. So konnte auch nach außen professionell kommuniziert und Sicherheit für andere Eltern hergestellt werden.

Sie wünschen sich noch mehr emotionale Stabilität im beruflichen Kontext?

Experimente

Wenn Sie gelernt haben, sich mit all Ihren Stärken und Schwächen achtsam wahrzunehmen, haben Sie SELBSTBEWUSSTSEIN entwickelt.

Wenn Sie gelernt haben, sich in der individuellen Kombination von Stärken und Schwächen wertzuschätzen, haben SELBSTWERTGEFÜHL entwickelt.

Beim SELBSTVERTRAUEN geht es darum, diese Qualitäten bewusst ins tägliche Leben zu integrieren und in der Interaktion mit Dritten zu sich zu stehen. Sie beobachten und trainieren praktische Erfahrungen.

Die folgende Übung hat drei Teile. Sie hilft, sich den Erfahrungen und Gefühlen bewusst zu werden, die Sie in selbstbewussten, beziehungsweise selbstsicheren Situationen hatten. So entwickeln und stärken Sie das Vertrauen in die eigene Persönlichkeit. Versuchen Sie alle Fragestellungen immer so detailliert wie möglich zu beantworten. Je konkreter desto klarer.

Teil 1

Denken Sie an eine Herausforderung, in der Sie sich besonders selbstsicher gefühlt haben.

  • Wie würde ich die Situation beschreiben?
  • Welche Art von Selbstgespräch ging mir durch den Kopf? Welche Worte verwende ich?
  • Welche Emotionen und Gefühle habe ich in diesem Moment wahrgenommen?
  • Wie habe ich diese Herausforderung gemeistert? Was habe ich getan? Was war das Ergebnis dieser Situation?
  • Welche Fähigkeiten und Stärken habe ich dabei eingesetzt?

Teil 2

Denken Sie an eine Herausforderung, in der Sie sich unsicher gefühlt haben.

  • Wie würde ich die Situation beschreiben?
  • Welche Art von Selbstgespräch ging mir durch den Kopf? Welche Worte verwende ich?
  • Welche Emotionen und Gefühle habe ich in diesem Moment wahrgenommen?
  • Wie habe ich diese Herausforderung gemeistert? Was habe ich getan? Was war das Ergebnis dieser Situation?
  • Welche Fähigkeiten und Stärken wären hilfreich gewesen, um die Situation besser zu lösen?

Teil 3

Denken Sie nun an eine ähnliche Herausforderung, die in Zukunft auftreten könnte.

  • Was könnte ich tun, um mich in einer solchen Situation selbstsicher zu fühlen?
  • Wie könnte ich das, was ich gerade aus der ersten Situation gelernt habe, für zukünftige Herausforderungen nutzen? Was gibt mir das nötige Selbstvertrauen dafür?
  • An welchen Qualitäten könnte ich arbeiten und welche Fähigkeiten könnte ich lernen, um ähnliche Herausforderungen in Zukunft noch besser zu meistern?
  • Welche positive Bestätigung oder Affirmation könnte ich in diesem Moment zu mir selbst sagen, um mein Selbstvertrauen zu stärken?
  • Gibt es eine konkrete Maßnahme, mit der ich mich auf ähnliche Situationen vorbereiten und mein Selbstvertrauen verbessern kann?

Viel Spaß beim Üben!

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