Gedanken kramen

Teamkultur

Erinnerung

Mit dem Begriff „Kultur“ in einer Organisation konnte ich lange nichts anfangen. Gibt es dort Tanzveranstaltungen, Handwerk, Kunstausstellungen oder Theateraufführungen? Was bedeutet Organisationskultur oder Teamkultur?

Meine erste Arbeitsstelle war ein großer Kindergarten. Aufgeregt kam ich dort an, hatte zwar eine nette Kollegin im Nachbarraum, doch die Tür wurde zu gemacht. Ich war allein. Da wurschtelte ich nun etwas hilflos herum, gestaltete den Raum, wusste nichts über Abläufe oder Pläne und unternahm mit meinen Kindern viele Ausflüge.

In diesem ersten Sommer lernte ich viel über die Kultur dieser Kita. Ich wusste nur noch nicht bewusst, dass das zur Kultur gehört.

Wir jüngeren Kolleginnen duzten uns, ältere wurden gesiezt. Der „inner circle“ hatte alle relevanten Informationen, dort wurden in internen Gesprächen Entscheidungen gefällt. Wer dazu gehört, stellte sich ganz schnell heraus. Die anderen Kolleginnen hatten Pech. Durch die Intransparenz und Unklarheiten, gab es viel Raum für Fantasien, Gerüchte und es wurde ordentlich getratscht. Die Leiterin war kurz vor der Rente, hatte sich innerlich schon verabschiedet und trank in jeder Mittagspause zwei große Flaschen Pils. Das alles irritierte mich sehr. Ich fragte viel, bekam Augenrollen, Kritik und Missmut ab. Als dann die neue Leiterin kam, änderte sich das Bild. Sie forderte Offenheit, Respekt, war sehr transparent, vertrauensvoll und unglaublich freundlich. Das Erbe der alten Leiterin war für sie bestimmt nicht ganz einfach zu tragen, aber die Kultur wandelte sich. Auch wenn es Bewahrer der alten Kultur gab, zeigten sich in dieser Aufbruchstimmung alle kooperativer und professioneller. Beziehungen verbesserten sich und wir waren zufriedener.

Erfahrung

Zumeist arbeite ich mit Führungskräften oder Leitungen von sozialen Einrichtungen. Kultur im Team ist immer ein Thema. Einmal kam ein junger Mann ins Leitungscoaching. Er hatte vor knapp einem Jahr die Leitung einer großen Zweigstelle seines Trägers übernommen. Dazu gehörten mehrere Wohngruppen, betreutes Einzelwohnen und drei Kitas. Über ihm in der Hierarchie gab es eine große Geschäftsstelle, mit Vorstand, Geschäftsführung und Verwaltung. Unter ihm gab es Bereichsleiter*innen, Kitaleiterinnen, eine Verwaltung, Gruppenleitungen und Erzieher*innen. In unserer Bestandsaufnahme nutzte er oft die Worte „Moor“ und „Morast“, um die Umstände vor Ort zu beschreiben. Er war visionär, hatte großartige Ideen all die Projekte zu professionalisieren, aber er kam nur sehr langsam voran.

Wir schauten uns an, welche Faktoren die Teamkultur beeinflussen können:

  • Art und Intensität der Kommunikation zwischen den Teammitgliedern
  • Art und Qualität der Konfliktlösung
  • Zufriedenheit und Motivation der Teammitglieder
  • Effizienz von Entscheidungsprozessen
  • Gemeinsame Wertvorstellungen
  • Intensität der gegenseitigen Unterstützung bei der Aufgabenerfüllung
  • Geschriebene und ungeschriebene Spielregeln
  • Fehlerkultur: Umgang mit Fehlern
  • Grad der Identifikation der einzelnen Mitglieder mit dem gesamten Team
  • Bezahlung: Vergütungsstruktur innerhalb des Teams
  • Wirksamkeit im Unternehmen: Leistung des Teams im Unternehmen
  • Arbeitsteilung: Klarheit und Verantwortungen innerhalb des Teams
  • Schnittstellen zwischen den Teams
  • Konkurrenz zwischen den Teams mit überlappenden Zielen und gleichzeitiger Abgrenzung

Es gab viele Dissonanzen, unterschiedliche Perspektiven wurden nicht gesehen oder nicht akzeptiert. Teamziele waren zwar formuliert, trotzdem gab es keine einheitliche Auffassung dazu. Aufgaben und Verantwortungsbereiche wurden nicht ernst genommen. Mein Klient suchte über viele Monate Lösungsansätze. Das Team identifizierte sich nicht mit den fachlichen Inhalten, Normen und Regeln bezogen sich eher auf veraltete Erziehungsideale. Es gab wenig Professionalität. Eigenverantwortung wurde gemieden.

"Wer unter mir Leitung ist, 
ist mir doch egal."

Durch die neuen Anforderungen an eine zeitgemäße Pädagogik auf der einen Seite, den Widerstand und die Trägheit in der Umsetzung andererseits, entstand ein Mangel an Zugehörigkeitsgefühl. Die Bewahrer und Bedenkenträger waren sehr mächtig.

„Das haben wir immer schon so gemacht.“

„Das haben wir noch nie so gemacht.“

„Da könnte ja jeder kommen.“

„Wer unter mir Leitung ist, ist mir doch egal.“

Im Grunde hatte sich der Träger eine Modernisierung gewünscht. Bewegung fiel aber sehr schwer. Sicher gab es gute Gründe dafür. Die „alte“ Generation war unkündbar und auch der hohe Personalmangel sprach dagegen. Leider sind junge oder andersdenkende Kolleg*innen schnell wieder abgewandert.

Mein Klient hatte keine Lust, als Alleinkämpfer Jahre auszuharren, bis endlich Veränderungen erfolgversprechend gewesen wären. Er entschloss sich den Träger zu verlassen und wechselte sogar in ein anderes Berufsfeld.

Ich persönlich finde das immer wieder dramatisch, mit ansehen zu müssen, wie gute Leute sich umorientieren. Es muss doch für eine gute Entwicklung unserer Kinder oberste Priorität haben, fachlich, inhaltlich fitte Menschen zu fördern. 

Sie sind in einer verantwortungsvollen Position und möchten Ihre Teamkultur analysieren?

Teamkultur analysieren*

Analysieren Sie gemeinsam im Team Ihre Kultur. Auf folgende Einflussfaktoren können Sie dabei schauen:

Kommunikation & Konflikte

  • Wie läuft die Kommunikation zwischen den Teammitgliedern?
  • Wie sprechen Sie miteinander?
  • Verwenden Sie bestimmte Abkürzungen gibt es einen typischen Jargon?
  • Welche Umgangsformen werden gelebt?
  • Sind Konflikte unerwünscht oder werden sie als Chance betrachtet?
  • Sind Kompromisse erwünscht und falls ja, wie werden sie gefunden?

Werte & Normen

  • Welche Standards sind erkennbar?
  • Gibt es Leitsätze und gemeinsame Wertvorstellungen?
  • Auf welcher Basis wird entschieden, was zutreffend ist oder was fehlerhaft ist?
  • Darf man ausprobieren und sich auch irren?
  • Wie wird mit Fehlern eines Teammitglieds umgegangen?
  • Gibt es Tabus? Worüber darf nicht gesprochen werden?
  • Welche geschriebenen und ungeschriebenen Spielregeln gibt es?

Arbeitsweise & Engagement

  • Dürfen sich Mitarbeiter*innen entwickeln?
  • Wie wird die Motivation beeinflusst?
  • Gibt es Engagement, Eigenverantwortlichkeit und Innovation oder ist das eigentlich nicht gern gesehen?
  • Wie ist die Intensität der gegenseitigen Unterstützung bei der Aufgabenerfüllung? Wird eher kooperativ gearbeitet oder geht es um Wettbewerb?
  • Wie ist die Arbeitsteilung?
  • Gibt es Klarheit der Arbeitsteilung und der Verantwortungen innerhalb des Teams?
  • Wie wird kontrolliert? Ist Selbstkontrolle gefragt oder kommt sie eher von oben?
  • Treffen Sie Entscheidungen eher gemeinsam im Team oder allein?
  • Wie effizient sind diese Entscheidungen?

Darstellung & Traditionen

  • Welche Feste werden gefeiert?
  • Welche Rituale und Bräuche werden gelebt?
  • Welche Geschichten und Legenden werden erzählt?
  • Gibt es „Helden“, Stars oder auch Firmenwitze?
  • Welche Kleidung ist erwünscht?
  • Wie ist die Innenausstattung, wie die Präsentation nach außen?

Wie können Sie Ihre Teamkultur verändern oder verbessern?

  • Hilfreich ist eine gemeinsame Vision. Nehmen Sie sich wirklich! Zeit diese gemeinsam zu entwickeln. Es gibt direkt Vorgehensweisen dazu!
  • Im zweiten Schritt definieren Sie gemeinsam Teamziele.
  • Nun werden Schritte zur Umsetzung beschrieben. Gut macht sich ein konkreter Maßnahmeplan in dem steht, wer was bis wann macht.
  • Ganz wichtig ist, die Teamregeln und Rollen im Team zu klären. Dazu gehört Schnittstellen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu klären, Teamregeln gemeinsam zu erarbeiten, Teamrollen und Wirkfaktoren in der Zusammenarbeit zu reflektieren.
  • Verbessern sie Ihre interne Kommunikation.
  • Identifizieren Sie Sach- oder Beziehungskonflikte, benennen Sie Probleme und vor allem sprechen Sie miteinander.

Teamkultur entsteht durch Verstetigung von erwünschtem Verhalten. Verfestigen Sie Gewohnheiten in Richtung des erwünschten Zustandes.

* Quelle: Prof. Dr. phil. habil. Kornelia Rappe-Giesecke

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