Gedanken kramen

Gedanken der Frau Rosa
Lust

Und neulich …
hatte Frau Rosa keine Lust mehr. Sie war einfach abhanden gekommen.
Wahrscheinlich war sie in der Mittagspause verschwunden, hatte den 13 Uhr Zug genommen und war ins Blaue gefahren.

Ging DAS also wieder los.

Für Frau Rosa war es nicht neu, dass Ihre Lust einfach so verschwand, ohne Vorwarnung. Sie blieb unterschiedlich lange weg. Meist bekam Frau Rosa nicht heraus, wo sie war. Früher wusste sie nicht einmal, warum sie so plötzlich fort war.

Einst war es ihr gelungen, die Lust zu überlisten. Damals tat sie einfach so, als hätte sie Freude an der Präsentation und plötzlich ging es ihr irgendwie leichter von der Hand, die Zeit verflog nahezu.
Das war noch während des BWL Studiums, welches sie später abbrach. Dieses Studienfach war einfach nicht ihre Sache. Frau Rosa verstand zwar all die Zusammenhänge, aber ein Professor brachte es auf den Punkt: „Sie denken falsch.“ sagte er. „Sie denken sozial. Hier geht es aber um Wirtschaft, verstehen Sie?“ Ja – das verstand sie.

Wenn sie so darüber nachdachte wurde ihr klar, dass ihr Denken, Ihre Einstellung also die Ergebnisse beeinflusste.

Logisch! Also auch das „so tun als wenn“ oder das vortäuschen von Interesse konnte die Lust etwas länger bei Laune halten.

Oder ein anderes Mal. Das war in der Zeit als Frau Rosa noch ganztags als Sachbearbeiterin tätig war. Sie saß im Büro, die Lust schlenderte fast unsichtbar an der Wand entlang, gerade wollte sie zur Tür raus flattern, da erwischte Frau Rosa sie noch am Rockzipfel. Sie führten ein langes Gespräch. Die Lust erzählte ihr von der Anspannung, dem Stress und wie ihr Hals dick wurde. Sie bekam offensichtlich Rückenschmerzen und steife Beine vom vielen Sitzen, außerdem beklagte sie, den ganzen Tag in den Bildschirm starren zu müssen. Ja, ihr Blick sah wirklich etwas getrübt aus. Sie überlegten recht lang, welche Verbesserungsmaßnahmen der Lust das Leben leichter machen konnten.

Damals versprach Frau Rosa inne zu halten. Sie wollte Pausen machen, einfach mal atmen und mehr trinken. Aber vor allem wollte sie sich um eine Arbeit oder Aufgaben kümmern, die Freude und Erfüllung brachten.
Die Lust glaubte ihr und sie hatten eine gute Zeit.

In den folgenden Monaten entdeckte Frau Rosa ihre Leidenschaft für Inneneinrichtung wieder. Sie hatte schon immer einen ganz guten Sinn für Stil und es bereitete ihr Freude die Wohnung herzurichten. Sie mochte Deko, aber es durfte nie zu viel sein. Es musste gefühlt zum Entdecken anregen, irgendwie unfertig wirken und sollte trotzdem etwas Sachliches, Klares haben. Sie las viel über gesundes Wohnen, Ausmisten und Ordnen. Schließlich machte Sie eine Ausbildung zur Feng-Shui Beraterin.

Ihre Lust schwebte während dieser Zeit in wahrer Wonne. Auch Frau Rosa war glücklicher und sortierter in allem was sie so dachte, tat und sagte.

In ihrer Firma hatte sie einen Teilzeitarbeitsvertrag ausgehandelt und konnte sich so um ihre Ausbildung kümmern. Sie schaffte es in recht kurzer Zeit, andere Menschen für ihre neuen Themen rund ums „Wohnen“ zu begeistern.

Erst arbeitete Frau Rosa für einen sehr geringen Stundensatz, aber mit den Aktivitäten potenzierten sich auch die Einnahmen.
Dass sie so heftig in Fahrt kam, merkte sie zu Beginn gar nicht. Nur, dass es anstrengender wurde. Sie musste sich in ihrer Selbständigkeit um alles kümmern: Marketing, Netzwerke, Qualität, Finanzen und, und, und…

Und dann verschwand die Lust, immer häufiger.

Frau Rosa hatte mit der Zeit verstanden, dass es einen Zusammenhang gab, zwischen ihrer Art zu Denken und ihren Handlungen. Auch wenn es noch nicht immer gut gelang, war ihr doch klar, dass sie selbst die Dinge und Situationen beeinflussen konnte.

Sie konnte nun anders damit umgehen. Also nutzte sie die Zeit, in der die Lust unterwegs war. Beim Mittag sortierte sie ihre motivierenden Gedanken:
-Worum es ihr eigentlich ging?
-Wie es damals zu der Entscheidung kam, mit den Stunden runterzugehen?
-Wie und wie viel Raum konnte, durfte und musste sie sich nehmen? und
-Was sie wirklich wollte?

Später am Tag saß die Lust wieder da, als wäre nichts passiert. Diesmal hatte Frau Rosa die Kurve gekriegt.

Autorin: Aline Kramer

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